H. Koulen/ Augsburg - 1906 - II+P/12
Klanglich zeigt sich das romantische Orgelwerk mit einer für Koulen typischen Disposition. Das leise Register Dolce 8′ vermittelt zarte, weiche Töne, die durch die Flöte 8′ klanglich abgerundet werden. Prinzipal 8′ (teilweise im Prospekt sichtbar) und Octav 4′ tragen im I. Manual zu einem füllenden und ausgewogenen Plenum bei. Im gut ausgestatteten II. Manual finden sich charakteristische romantische Klangfarben: Gedeckt 8′ als grundierendes Register, Salicional 8′ als farbgebender Streicher und Vox coelestis 8′ als zartes Schwebungsregister. Abgerundet wird das Schwellwerk durch die warm klingende Flöte 4′ sowie die färbenden Spitzen Quinte 2 2/3′ und Terz 1 3/5′. Das Piccolo 2′, eine typisch überblasende Flöte, setzt einen feinen Akzent im höherliegenden Bereich. Im Pedal sorgt der Subbass 16′ für das nötige klangliche Fundament. Für eine zurückhaltende Begleitung kann der Subbass mithilfe einer Windabschwächung dezent eingesetzt werden.
Die Prospektpfeifen wurden vorsichtig und schonend gereinigt. Die eingesunkenen Kröpfe der tiefen Pfeifen konnten behutsam gerichtet und in ihre ursprüngliche Form zurückgeführt werden. Zur Stabilisierung und Vermeidung zukünftiger Verformungen wurden befilzte Zinkringe angebracht. Die vorhandenen Holzauflageleisten blieben erhalten und wurden weiterhin verwendet.
Das Metallpfeifenwerk wurde sorgfältig gereinigt. Die Kernspalten wurden gepinselt und gebürstet, die Pfeifenkörper außen feucht abgewischt. Die Stimmrollen wurden überprüft und teilweise mit Gummitucheinlagen ausgestattet, um Resonanzgeräusche zu minimieren. Die Seiten- und Streicherbärte wurden kontrolliert und bei Bedarf wieder gerichtet. Die groben Verlötungen der Pfeifenkröpfe im Bassbereich des Registers Salicional 8′ wurden neu gelötet, um eine sichere und stabile Funktion zu gewährleisten.
Die Holzpfeifen wurden im Rahmen der Reinigung mit Schimmelmittel behandelt. Die Kerne und Vorschläge wurden gebürstet und gepinselt, die Körper feucht abgewischt. Die Wurmlöcher wurden mit einer Bienenwachs-Leinöl-Paste ausgestrichen. Die Spundbelederung wurde überprüft und mit Talkumpuder behandelt.
Die Einstellung der Lautstärke erfolgt an den Pfeifenfüßen über kleine Holzspalten. Die Stimmbleche der offenen Holzpfeifen wurden gerade gerichtet.
Das Pfeifenwerk wurde nachintoniert und sauber eingestimmt.
Die Windladen und das Rasterwerk wurden abgesaugt und feucht gewischt. Die Stöcke wurden abgeschraubt, ausgeblasen und gewischt. Die Filze an den Auslassbohrungen wurden teilweise erneuert. Auch die Auslassventile an den Stockunterseiten wurden geprüft und, wo nötig, wieder in Gang gesetzt, damit Fehlwinde in den Registerkanzellen entweichen können. Einige Stockschrauben mussten erneuert werden, da die alten entweder nicht mehr richtig gezogen haben oder bereits stark verrostet waren. Die Lederabdichtung zwischen Stock und Windlade wurde aufgebürstet. Die Registerkanzellen wurden überprüft und einige Wurmlöcher mit Hautleim ausgeleimt. Risse in den Kanzellen wurden nicht festgestellt.
Die Tonmembranen aus Spaltleder befanden sich in einem sehr guten Zustand und mussten daher nicht erneuert werden. Nach der Reinigung der Tonmembranen wurden diese zuerst mit Eiweiß behandelt, um die Dichtheit wiederherzustellen, und anschließend mit einem Lederpflegemittel auf Ölbasis für die Geschmeidigkeit behandelt. Die Lederscheiben auf den Kegelstutzen der Stockunterseiten wurden überprüft, vorsichtig aufgebürstet und einige von ihnen wurden durch neue Lederscheiben ersetzt. Teilweise waren die alten Scheiben mit sehr dünnem Rand ausgestanzt, was ein erhöhtes Heulerrisiko mit sich brachte. Die Papierung an den Tonrelais wurde entfernt, um Zugang zu den Tellerventilen zu erhalten. Die Tellerventile selbst waren in sehr gutem Zustand, nicht porös oder rissig, und konnten daher beibehalten werden. Das Spaltleder wurde ebenfalls mit Eiweiß behandelt und das Pflegemittel vorsichtig einmassiert. Aufgrund der teilweise stark verrosteten Madenschrauben zur Regulierung der Tonrepetition wurden diese in allen Werken komplett erneuert, mit Bienenwachs eingedreht und einreguliert . Die Tonrepetition wurde so eingestellt, dass die einzelnen Manuale möglichst schnell laufen, jedoch auch im Koppelbetrieb keine Heuler oder Durchstecher auftreten. Bauartbedingt ist dieses System beim Zuschalten der zahlreichen Koppeln etwas „langsamer“. Die Papierung der Tonrelais wurde wieder sauber ergänzt. Abgeknickte Bleirohre wurden gerade gerichtet, alle Verklebungen geprüft und ggf. mit Gummi arabicum frisch eingeklebt, um eine erneute Dichtheit zu gewährleisten. Die Rohre der Superoktavkoppel wurden komplett demontiert, gerade gebogen, die Flansche aufgebohrt und die Rohre anschließend mit Gummi arabicum eingeklebt. Die Papprohre zu der aufgebänkten Koppelwindlade wurden wieder sauber eingeleimt, da hier Undichtigkeiten festgestellt wurden.
Der Spielbereich wurde gründlich gereinigt, und im Spieltischgehäuse wurde der Schimmel entfernt. Einige Bleirohre wurden gerichtet und neu eingeklebt. Das Spaltleder der Koppelapparate wurde überprüft und teilweise mit Pflegemittel behandelt. Diese befinden sich grundsätzlich noch in gutem Zustand. Die gerissene Papierung in den Koppelapparaten wurde wieder abgedichtet. Einige Schrauben wurden erneuert. Die Tasten wurden gründlich gereinigt und die seitliche Führung wurde eingestellt. Der Tastentiefgang im II. Manual wurde leicht verringert, und einige Tastenfedern wurden nachjustiert. Die Pedalklaviatur wurde ebenfalls gereinigt, und die abgegriffenen schwarzen Obertasten wurden nachgeschwärzt. Das Manubrium wurde komplett ausgebaut und in der Werkstatt überarbeitet. Die Achsen wurden poliert, und die unleserlichen Registerwippen wurden durch neue Kunststoffwippen mit Porzellanbeschriftung in historischer Schriftart ersetzt. Das Manubrium wurde abschließend mit Schellack-Politur aufgefrischt. Die fehlende Anzeigenadel des Registercrescendos wurde aus Messingblech rekonstruiert und wieder installiert. Die Anzeigemechanik wurde aufgrund von Verklemmungen nachgearbeitet und geschmiert.
Der Balgbereich wurde gründlich gesäubert und gewischt. Die Bälge und Lederzwickel befanden sich grundsätzlich in einem guten Zustand. Die Papierung des Magazinbalgs sowie des Keilbalgs für die Windabschwächung des Subbasses war ebenfalls intakt. Die Anschlussflansche wurden sorgfältig überprüft. Die Nylonschnur des Rollventils wurde neu eingestellt und die Holzrollen geschmiert. Die Balgscheren wurden geölt.
Der Winddruck des Pfeifenwinds beträgt 80 mmWS, während der Winddruck für die Spielpneumatik auf 100 mmWS eingestellt ist.
Das Gehäuse und die Füllungen wurden gründlich gesaugt und mit Schimmel- sowie Holzwurmmittel behandelt. Die historischen Füllungen wurden in der Werkstatt schreinerisch überarbeitet, dabei wurde das unschöne Gitter an der Nord-Füllung entfernt. Die Füllungen wurden sauber und passgenau wieder in das Gehäuse eingesetzt.
Die Schwelljalousien wurden zur Renovierung komplett abgetragen, gereinigt und einige Filze wurden wieder angeleimt. Die Schwellermechanik wurde überprüft, geschmiert und wieder in Gang gesetzt. Leider verläuft diese Mechanik ungünstig und ist nur schwer zugänglich, da sie unter dem Emporenboden liegt, der zudem mit Teppich beklebt ist.
Die Reiber des Gehäuses wurden nachgezogen und die Verkleidungen des Schwellwerks etwas vereinfacht, sodass sie nun nur noch mit wenigen Schrauben fixiert sind, um eine schnellere Erreichbarkeit zu ermöglichen.
Principal | 8' |
Flöte | 8' |
Dolce | 8' |
Oktave | 4' |
Salizional | 8' |
Vox coelestis | 8' |
Liebl. Gedeckt | 8' |
Flöte | 4' |
Quinte | 2 2/3' |
Piccolo | 2' |
Terze | 1 3/5' |
Subbass | 16' |
Zartbass | 16' |
II-I, I-P, II-P |
Superoktavkoppel II-I (teilw. ausgebaut bis f4) |
Suboktavkoppel II-I |
Crescendotritt und Schwelltritt |